Dienstag, 22. Februar 2011

DAISIE - Datenbank über Neobiota in Europa

DAISIE (Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe) ist Europas erste Datenbank über nicht-heimische Arten. Insgesamt befinden sich in der Datenbank 10.677 Arten. Neben den derzeit bekannten Spezies sind auch jene berücksichtigt, die in Zukunft eventuelle Invasoren sein könnten.

Was sind Neobiota?
Neobiota (v. griech. neos „neu“; bios „Leben“) bezeichnet gebietsfremde biologische Arten, die einen geographischen Raum infolge direkter oder indirekter menschlicher Mitwirkung besiedeln, den sie ohne menschlichen Einfluss nicht hätten erreichen können.
Neobiota werden unterteilt in Neophyten (gebietsfremde Pflanzen), Neozoen (gebietsfremde Tiere) und Neomyceten (gebietsfremde Pilze).


Begriffsverwendung
Der Begriff Neobiota wurde 2003 in dem Buch "Biologische Invasionen" durch den Biologen Ingo Kowarik als Oberbegriff für die bereits bestehenden Begriffe "Neophyt" und "Neozoon" eingeführt. Er wird konventionell nur auf Arten angewendet, die seit 1492, dem Entdeckungsjahr Amerikas, irgendwo eingewandert, eingeführt oder eingeschleppt wurden.
Arten, die vor 1492 durch den Menschen gezielt oder passiv eingeführt oder eingeschleppt worden sind, z.B. während der Jungsteinzeit oder im Mittelalter, werden als Archäozoen, Archäophyten und Archäomyceten bezeichnet. Allerdings werden die beiden Begriffe Archäozoen und Archäomyceten sehr selten verwendet, ebenso wie der theoretisch mögliche Oberbegriff Archäobiota. International gesehen ist der Begriff Neobiota praktisch nur im deutschen Sprachraum zu finden und er wird auch nur in der Mehrzahlform verwendet. Ebenfalls nur im Deutschen verbreitet sind die Unterbegriffe Neozoen, Neophyten und Neomyceten sowie die bei uns übliche Trennung zwischen vor und nach 1492. In der englischen und internationalen Literatur werden gebietsfremde Arten als exotic species, introduced species, naturalized species oder ähnlichem umschrieben. Dazu kommt, dass die Trennung in vor und nach 1492, die bei uns v.a. durch das botanische Begriffspaar Archäophyten und Neophyten seit langem eingeführt ist, meist in dieser begrifflichen Form fehlt.

Bedeutung der Neobiota
Eigenständige Wanderung und Verschleppung von Arten hat es schon immer gegeben. Der in der Neuzeit verstärkt weltumspannende Austausch von Lebewesen hat schnell zu einer Verwischung der Grenzen von Biozönosen (ehemals getrennter Faunen und Floren) geführt, die über die ananthropogenen („menschenlosen“) Prozesse hinausgeht.
Neobiota gelangen durch unterschiedliche Besiedelungsstrategien in neue Lebensräume. Für Pflanzen werden diese Besiedelungsstrategien übergreifend als Hemerochorie bezeichnet und sind dort ausführlich mit Beispielen beschrieben. Für Tiere und Pilze fehlt ein vergleichbarer Sammelbegriff; viele Wirbeltiere gelangen als Gefangenschaftsflüchtlinge in neue Gebiete, andere Tiergruppen dagegen weitgehend unbeabsichtigt, z. B. als an Waren anhaftende Insekteneier oder im Ballastwasser von Schiffen. Zur Ausbreitung von Neobiota trägt jedoch auch die Beseitigung von räumlichen Barrieren bei. Durch den Rhein-Main-Donaukanal beispielsweise, der einen durchgängigen Verkehrskanal von der Nordsee zum Schwarzen Meer darstellt, werden durch Frachtschiffe verschiedene Arten eingeschleppt oder durchwandern den Kanal selbstständig, z. B. bei den Fischen verschiedene Grundelarten. Ebenfalls und schon früher zu einem großen Artenaustausch hat der Bau des Sueskanals geführt, der im östlichen Mittelmeer die „Lessepssche Migration“ hervorgerufen hat, d.h. in Einwanderung von inzwischen mehreren hundert Arten aus dem Roten Meer.
Die ökologische Bedeutung der Neobiota wird im Rahmen der Invasionsbiologie studiert. Die Invasionsbiologie befasst sich mit einem der größten ökologischen Probleme zum Beginn des 3. Jahrtausend: der weltweiten Veränderung der Biodiversität durch die Ausbreitung nichteinheimischer Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen. Diese Disziplin beschränkt sich also nicht auf Neobiota im eigentlichen Sinne, sondern vorrangig den gesamten menschheitsgeschichtlichen Einfluss. Das 3. Jahrtausend markiert dabei die erste – erdgeschichtlich betrachtet – explosionsartig zunehmende Reisetätigkeit des Menschen, das Entdeckungsjahr Amerikas (manchmal aufgerundet auf 1500 n.Chr.) die zweite – erstere beschreibt die agrarische Revolution, letztere für die alte Welt die Rückwirkungen der europäischen Expansion. Beide Daten sind nur als Übereinkunft über einen Richtwert zu sehen, in den verschiedenen Weltgegenden markieren jeweils andere Daten den ersten nachweisbaren gravierenden Einfluss des Menschen als Biofaktor.

Nichtinvasive und invasive Neobiota
Der Großteil aller Neobiota gliedert sich relativ folgenlos in neubesiedelte Räume ein, nur ein gewisser Prozentsatz verändert das ökologische dynamische Gleichgewicht innerhalb eines Ökosystems nachhaltig und übermässig schnell, und wird darum invasiv genannt. Diese Biofaktoren können, da sie nicht in die in evolutionären Zeiträume entwickelten „Spielregeln“ ihrer neu besiedelten Ökosysteme eingebunden sind, deren Struktur und Funktion nachhaltig verändern, einheimische Arten verdrängen und anderen Probleme bereiten. Die Wirkung von invasiven Neobiota gilt nach der Habitatvernichtung weltweit als ein Hauptfaktor der Bedrohung und Vernichtung von Biodiversität. Neben direkter Konkurrenz verändern sie auch Nahrungsgrundlagen anderer Gesellschaftsmitglieder bis hin zu den abiotischen Umweltfaktoren, und können damit auch für den Menschen wirtschaftliche, gesellschaftliche und auch medizinische Probleme mit sich bringen. Mit der Ratifizierung der Biodiversitätskonvention (Rio 1992) sind die Staaten der EU die Verpflichtung eingegangen, diesen Problemen entgegenzuwirken.
(Text: Wikipedia)

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